Unzufriedenheit

Auch wenn Mexiko ein wunderbares Land ist, hat es natürlich auch seine Nachteile hier zu leben. Wer behauptet es sei lebensmüde freiwillige hier her zu kommen, übertreibt zwar maßlos, doch etwas Wahres ist trotzdem dran an der Sache.
Der Punkt ist, dass die mexikanische Regierung von Korruption unterwandert ist. Auf die Polizei ist kein Verlass und in den meisten Fällen arbeitet sie mit dem Kartell zusammen. Es ist also keine Seltenheit, dass die größten Verbrecher die Polizisten selbst sind. Vor etwa zwei Wochen ist hier für zwei Tage die Uni ausgefallen und die Busse sind nicht gefahren. Grund dafür war eine groß angelegte Demonstration der Studenten. Es kam dabei zu Unruhen und ein Student wurde von der Polizei erschossen. Interessieren tut das niemanden.
Dennoch gibt es Journalisten, die behaupten Mexiko befände sich im Umschwung seit die 43 Studenten vermisst werden. Auf jeden Fall scheinen die Menschen aufzuwachen und immer mehr Mexikaner gehen auf die Straße. Ich selbst durfte als Ausländer allerdings nicht an der Demo teilnehmen. Das war aber vermutlich auch besser so. Somit habe ich während den zwei Tagen alles nur aus der Ferne mitbekommen und nur die teilweise schweren Militärfahrzeuge auf den Straßen beobachtet, die auf dem Weg ins Zentrum waren. Die Unruhen sind aber wieder vorbei und ich habe noch alle meine Körperteile. 🙂
Marietas
Letzte Woche war die Freude ganz auf meiner Seite, denn ein Freund, den ich schon sehr lange kenne hat mich hier in Guadalajara besucht. Josch ist drei Wochen zuvor in Cancun gelandet und hat das Land bereist. Und als er dann Mittwochnacht plötzlich vor meiner Tür stand, konnte ich es selbst noch nicht so ganz glauben. Es ist schon verrückt, wenn man sich überlegt wie riesig diese Welt ist und wie viele Länder es gibt. Doch trotzdem war es möglich sich so viele tausend Kilometer von zu Hause entfernt in einem fremden Land wiederzutreffen. Schon sehr verrückt. Wir sind dann gemeinsam ins Hostel gelaufen, wo Josch die nächsten Nächte verbringen sollte. Wir wurden dort von einem kleinen Mexikaner empfangen, der Josch immer als „Bro“ bezeichnet hat. Ich glaube er wollte einfach nur cool sein. Ich habe das Hostel übrigens vorher extra für ihn unter Hunderten ausgewählt, weil es nicht nur schön war, sondern auch sehr sicher. Besonders überzeugt hat mich die 24h-Videoüberwachung:

Am nächsten Morgen bin ich mit Josch zur Uni gefahren und habe ihm das Stadtzentrum gezeigt. Zu dieser Zeit haben wir dann auch angefangen uns gemeinsam über die Mexikaner lustig zu machen, die schon ein sehr lustiges Völkchen sein können. Dieser hier hat zum Beispiel extra seinen Zaun ausgebaut:

Am folgenden Tag ging es dann in der Barranca wandern. Ich habe ja schon einmal von der Gegend im Osten von Guadalajara berichtet. Wir hatten hier einen sehr schönen Tag, der aber etwas spannend geendet hat. Wir haben nämlich ziemlich lange nach den Thermalquellen suchen müssen und als wir endlich da waren, hat die Dämmerung schon eingesetzt. Wir hatten allerdings recht wenig Lust in stockfinsterer Nacht so weit zurück zu laufen und haben uns daher auch etwas Sorgen gemacht. Vor allem, weil der Rückweg durch ein sehr armes Viertel gehen würde. Doch glücklicherweise hat uns ein Mexikaner versichert, dass die Gegend „bastante seguro“ sei, was mich dann ein wenig beruhigt hat. Wir haben es auch heil wieder nach Hause geschafft, auch wenn wir ganz schön aus der Puste waren.

Die folgenden drei Tage ging es dann nach Puerto Vallarta an die Küste. Hier sind wir gemeinsam mit einer Reisegruppe gefahren, von der ich auch schon ein paar Leute etwas kannte. Trotzdem habe ich den größten Teil meiner Zeit natürlich mit Josch verbracht. Die ganzen oberflächlichen Beziehungen, die man im Ausland bekommt haben mich nämlich in letzter Zeit ehrlich gesagt etwas genervt. 🙂
Highlight der Reise waren die „Marietas“ – das sind Inseln nah an der Küste. Wir sind hier mit Motorboten in die Nähe gefahren.

Vor der Küste haben wir halt gemacht und sind dann den Rest der Strecke geschwommen. Man musste hier sogar zwei mal etwas tauchen um durch den Fels ins „Innere“ der Insel zu gelangen. Auf dem Foto kann man aber besser sehen, was ich meine:

Es war ein wirklich sehr schönes Erlebnis an das ich noch sehr lange zurückdenken werde. Vor allem habe ich hier das erste Mal in meinem Leben erlebt, dass mir das Meerwasser nicht zu kalt war. Ich bin also auch das erste Mal im echten Salzwasser schwimmen gewesen. Traumhaft.

Zu dem Foto möchte ich was sagen. Josch ist der nette junge Mann in der blauen Badehose rechts unten. Ich bin der Typ, der den Daumen hoch hält. Über mir ist unser Reiseorganisator, der ja Cheesecake heißt. Josch und ich haben ununterbrochen Scherze über ihn gemacht, die aber vermutlich auch nur wir lustig fanden. Wir nannten ihn z.B. immer „Käsekuchen“ und seinen Bruder haben wir als „Regenjacke“ bezeichnet. Ich weiß aber nicht mehr genau, wie wir auf Regenjacke kamen. Auf jeden Fall ist die Regenjacke abends mit Klamotten (Schuhen!!!) ins Bett gegangen und ist dort platt wie eine Flunder eingeschlafen. Das war schon sehr amüsant, auch wenn sie auch sehr laut geschnarcht hat.
Es gab an der Küste auch Tiere (Diere), von denen ich hier ein paar Fotos zeigen möchte:







Die drei Tage am Strand waren also wirklich sehr lohnenswert, ganz besonders weil ich bis zum Ende immer noch nicht ganz fassen konnte, dass Josch es wirklich bis hier her geschafft hatte. Jedenfalls hat auch die Rückfahrt gut funktioniert und den letzten Tag haben wir dann in GDL etwas gechillt. Wir waren wohl beide etwas träge. Abends habe ich Josch dann mit blutendem Herzen wieder in ein Taxi entlassen und fand es zu Hause sehr schade, wieder der einzige Deutsche zu sein, den ich kenne hier. 🙂
Die Klausuren
Es ist nun genau ein Jahr her, dass ich angefangen habe Spanisch zu lernen. Ich weiß noch wie ich im November letzten Jahres auf der Hochzeit eines Freundes war und die Wochentage gelernt habe. (Ich kann sie bis heute nicht richtig)
Trotzdem haben die Klausuren an der UdG nicht auf sich warten lassen und daher hatte ich letzte Woche meine erste und gestern meine letzte Klausur auf SPANISCH!!! Meine erste Klausur habe ich mit einer 3 bestanden, doch ich habe keine Ahnung, wie gestern die war. Ich vermute aber, dass ich sie auch bestanden habe. Dafür dass alles in Spanisch gelaufen ist, bin ich auf meine Note auf jeden Fall wirklich stolz. An meinem ersten Tag hier hätte ich mir nicht träumen lassen überhaupt etwas von dem Stoff verstehen zu können, geschweige denn eine Prüfung zu bestehen. Doch es hat funktioniert. Am Dienstag bekomme ich dann auch noch mein zweites Ergebnis. Mit meiner Bachelorarbeit komme ich auch sehr gut voran. Das Thema begeistert mich und ich setzte mich fast immer gerne vor meinen Computer um weiter zu arbeiten. Schade finde ich, dass mein Spanischunterricht jetzt auch schon vorbei ist. Was bleibt ist ein ungefähres Verständnis des Subjuntivos und folgendes Bild, was ich als Abschluss von meiner Lerngruppe gemacht habe:

Hinten kann man meine Lehrerin Yolanda sehen. Ich werde ihren Unterricht jedem weiterempfehlen, den ich hier treffe (sogar den Muttersprachlern – sogar die können was lernen) Es war eine sehr gute Zeit und ich werde die Unterlagen auch alle noch ein zweites Mal durcharbeiten. Hier in GDL werde ich jetzt noch bis zum 18. Dezember bleiben. Danach geht es für mich nach Oaxaca – und wer mich kennt, der weiß auch genau aus welchem Grund. :-*