Authentizität hat viel mit deinen Emotionen zu tun. Nur, wer emotional gesund ist und in der Lage ist authentisch mit seinen Emotionen umzugehen, kann ein nachhaltig glückliches Leben führen. Ich möchte in diesem Abschnitt über Emotionen sprechen.
Gefühle vs. Emotionen
Ich möchte am Anfang auf den Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen eingehen, weil beide Begriffe heute oft synonym verwendet werden. Das ist aber genaugenommen nicht richtig, denn beide Dinge hängen zwar zusammen, sie sind aber nicht dasselbe.
Gefühle
Bei einem Gefühl handelt es sich um etwas rein Körperliches. Wenn du z.B. Bauchschmerzen hast, so ist das ein Gefühl, denn du spürst in einer bestimmten Region deines Körpers Schmerz.
Ein Gefühl ist meistens auf einen Teil des Körpers beschränkt, wobei es natürlich auch Gefühle gibt, die den ganzen Körper betreffen. Wenn dir z.B. flau ist, spürst du das bis in deine Fingerspitzen.
Weitere Beispiele für Gefühle:
- Herzrasen
- Übelkeit
- Kribbeln im Bauch
Gefühle können entweder angenehm oder unangenehm sein. Alle Gefühle, die unangenehm sind nenne ich hier auch „Leid“.
Emotionen
Emotionen sind komplexer und setzen sich aus Gefühlen zusammen.
Eine Emotion besteht aus:
- Mehreren, aber mindestens einem Gefühl(en).
- Einer psychischen Komponente, die mit der Gesamtheit dieser Gefühle verbunden ist.
Es mag z.B. sein, dass dein Herz rast, deine Hände schwitzen und dein Bauch kribbelt, weil du gleich eine schwere Prüfung schreiben musst. In einem solchen Fall spricht man von der Emotion „Aufregung“ oder „Nervosität“.
Weil Emotionen komplexer sind, ist es oft nicht möglich zu sagen, ob eine Emotion „angenehm“ oder „unangenehm“ ist. Z.B. bist du vielleicht schrecklich nervös, weil du gleich ein Date mit einer wunderschönen Frau hast. Du freust dich also, was ja erst einmal positiv ist, doch gleichzeitig bist du auch schrecklich aufgeregt, was sich vielleicht doch eher unangenehm anfühlt.
Gedanken & Emotionen
Bevor ich weiter über Emotionen spreche, möchte ich ein Missverständnis aufdecken, was immer noch weit verbreitet ist:
Viele Menschen glauben, dass unsere Emotionen zu einem großen Teil von äußeren Umständen abhängen. Dieser Irrtum entsteht durch eine Illusion, der wir alle von Kind auf unterliegen. Wir erleben etwas, und unmittelbar darauf folgt eine negative oder positive Emotion.
Wir dürfen z.B. kein Eis essen und werden daraufhin wütend.
Oder wir bekommen ein Feuerwehrauto oder neue Schuhe geschenkt und freuen uns daraufhin.
Wir waren als Kinder nicht selbstreflektiert genug, um zu erkennen, dass es zwischen dem externen Ereignis und unserer Emotion noch eine Zwischenstation gibt: Unsere Gedanken (Geist).
Es ist nämlich nicht folgendermaßen:
1. Ereignis => Emotion
Sondern folgendermaßen:
2. Ereignis => Gedanke => Emotion
Wieso ist das so wichtig? Das Schlagwort lautet: Kontrolle.
Über die externen Ereignisse unseres Lebens haben wir kaum bis gar keine Kontrolle. Es kann sein, dass ich in drei Minuten einen Schlaganfall erleide und danach nicht mehr in der Lage bin zu sprechen. Oder mein bester Kumpel ruft mich an und kündigt mir aus heiterem Himmel die Freundschaft.
Habe ich über solche Ereignisse die Kontrolle? In der Regel nicht.
Wenn also Punkt 1 wahr wäre, hieße dass ebenfalls, dass auch meine Gefühle von meiner Außenwelt abhängig wären. Das ist aber glücklicherweise nicht der Fall, denn bevor ein Gefühl entsteht, muss es erst einmal einen Gedanken geben, der dieses Gefühl auslöst.
Meine Emotionen sind also nicht, wie so oft geglaubt, von äußeren nicht kontrollierbaren Ereignissen abhängig, sondern ausschließlich von innereren kontrollierbaren Ereignissen (Gedanken).
Wäre das nicht der Fall, ergäbe es auch kaum Sinn der eigenen Seele die höchste Priorität zu geben, denn was wir nicht kontrollieren können, muss auch nicht priorisiert werden.
Mein erstes Fazit soll also lauten, dass wir sehr wohl in der Lage sind unsere Gefühle zu beeinflussen. Wollen wir also anfangen uns aktiv mit unseren eigenen Gefühlen auseinander zu setzen:
Gefühle
Fast alle Menschen leben ihren Tag ohne in sich hinein zu fühlen. Sie stehen morgens auf, machen sich fertig und fahren dann an die Uni oder zur Arbeit oder sonstwohin. Es läuft ein Programm ab, was ihre Gefühle mal positiv, mal negativ beeinflusst und auf einer sehr oberflächlichen Ebene versucht man auch einen gewissen Einfluss auf die eigene Gefühlswelt zu nehmen.
z.B. kaufe ich mir ein neues Auto oder Kleid, weil ich mich dadurch besser fühle. Oder ich treffe mich mit Freunden und schaue mir einen Film an.
An diesen Dingen ist auch per se gar nichts auszusetzen, denn sie funktionieren tatsächlich, es stellt sich aber die Frage, wieso diese Dinge funktionieren.
Schließlich ist ein neues paar Schuhe erst einmal nur ein lebloses Ding, was mich für ein paar Stunden glücklicher machen kann. Wäre es aber nicht viel erstrebenswerter herauszufinden, was genau mich an den Schuhen glücklich macht, also den tieferen Ursprung zu entdecken, als sich einfach nur mit dem kurzfristigen Glück zufrieden zu geben? Vielleicht ließe sich ja noch etwas finden, was mich in derselben Tiefe glücklich macht, und das vielleicht kostenlos und nachhaltiger?
Zurück aber zum Schuhbeispiel. Wieso machen mich die Schuhe eigentlich glücklicher?
Die Gründe könnten sein:
- Ich werte mich selbst auf – ich finde mich schöner, wenn ich diese Schuhe trage.
- Ich werte mein Fremdbild auf – andere finden mich schöner, wenn ich diese Schuhe trage.
- Die Schuhe sind bequem. Ich fühle mich auf körperlicher Ebene besser, wenn ich die Schuhe trage.
Es mag noch weitere Punkte geben.
Worauf ich hinaus möchte ist, dass viele Dinge, die wir tun, um uns besser zu fühlen nicht die direkte Ursache für unser Glück sind.
Es ist also nicht folgendermaßen:
1 Neue Schuhe => Ich fühle mich glücklicher
Sondern folgendermaßen:
2 Neue Schuhe => Ich finde mich schöner/wertvoller => Ich fühle mich glücklicher
Und hier ist die Krux an der Sache! Sich neue Schuhe zu kaufen, um sich selbst schöner zu finden kann gefährlich werden, denn schon wieder haben wir die Abhängigkeit von oben verstärkt. Wir wollen unserem Glück etwas Externes hinzufügen, um Intern glücklicher zu werden.
Dies funktioniert, aber leider mit folgenden Nachteilen:
- Das Glück bleibt nicht lange. Sogar Lotteriegewinner sind ein Jahr nach ihrem Jackpot wieder genauso glücklich wie zuvor.
- Das Glück wird auf einer viel zu hohen, abstrakten Ebene erzeugt, die nichts mehr mit deinem Inneren wahren Wert zu tun hat.
- Oft hat dieses billig erworbene Glück den Nachteil, dass es im Endeffekt mehr Unglück erzeugt, als Glück.
Noch kurz ein Beispiel zu Punkt 3:
Es mag sein, dass ich mir einen teuren Sportwagen kaufe, damit ich mich besser fühle. Um mir das Auto leisten zu können, muss ich aber umgerechnet viele Stunden in einem grauen Büro sitzen und Geld verdienen. Das Glück, was das Sportauto erzeugt, steht aber (eventuell) in keinem Verhältnis zu den Hunderten Bürostunden, die mich im Endeffekt unglücklich machen. Abzüglich aller Sorgen, die ich mir um mein teures Auto machen muss, wenn es z.B. beschädigt wird. Natürlich trifft dieser Punkt nicht immer zu. Jedem sei sein Sportwagen gegönnt. Ich stehe selbst drauf :).
Wonach wir also viel mehr streben sollten ist innerer Wert und inneres Glück. Das Geniale an beidem sind folgende Dinge:
- Inneres Glück kostet nichts.
- Inneres Glück ist nachhaltig. Es vergeht nicht.
- Inneres Glück ist viel unabhängiger von äußeren Umständen.
Doch was genau ist inneres Glück und wie kann ich es erwerben?
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich als erstes etwas zum Thema Leid sagen, denn Leid trifft jeden und es steht unserem inneren Glück entgegen. Wir sollten also erst einmal darüber nachdenken, wie wir mit negativen Emotionen umgehen, und erst dann fragen, wie wir positive Emotionen erzeugen können.