Jetzt bin ich endlich unglücklich!

Das fahle Licht der Badezimmerlampe flackert neben dem Spiegel und ich schaue mir selbst in die Augen. Es gibt manchmal Momente, in denen ich das bei anderen Menschen tue und mich insgeheim frage, was dahinter vor sich geht. Doch heute weiß ich es bei mir selbst nicht mehr richtig.
Heute war ein komischer Tag. Ich habe viel Zeit mit Dingen verbracht, aber nichts scheint so richtig geklappt zu haben. Das fühlt sich sinnlos an.
Ich schiebe mir meine elektrische Zahnbürste in den Mund und versuche an gar nichts mehr zu denken. Aber das ist schwer, fast unmöglich.
Als ich kurz darauf ins Bett schlüpfe und mich in meine Decke wickel, werfe ich noch einen Blick auf mein Smartphone. Keine neuen Nachrichten. Natoll! Sogar diese Aktion war total sinnlos.

Und dann gibt es wieder diese anderen Tage.
Tage an denen ich vor Begeisterung nur so sprühe. Sie fangen schon gut an, denn schon im Bett habe ich eine Idee, was ich heute machen werde. Ich winde mich hin und her, denn jede Zelle in meinem Körper scheint zu pulsieren. Ich schalte ein Lied ein und springe fröhlich aus meinem Plymo, denn alles ist wunderbar.
An solchen Tagen könnte man vermutlich den Innenraum des Kölner Domes mit mir ausleuchten.
Doch worin unterscheiden sich diese beiden Arten von Tagen?
Und gibt es einen Weg einfach nur noch glücklich zu sein?
Für den, der schon jetzt keine Lust mehr hat weiter zu lesen – die kurze Antwort lautet: Nein!
Aber was ist, wenn ich von allem im Überfluss habe? Von Geld, Ruhm, Sex, Freunden, Begabungen, Gesundheit?
Sorry, es bleibt bei meinem „Nein!“
Wer all dies einmal gehabt hat, weiß das.
„Gehabt zu haben“ schützt nämlich vor „haben wollen“. 
Aber was ist damit genau gemeint? Und wie kann ich aus meinem Leben das Beste machen und insgesamt glücklich sein?

Sinn

Vor einiger Zeit habe ich angefangen über meinen eigenen Tod nachzudenken. Keine Sorge! Ich hoffe natürlich, dass dieser Zeitpunkt noch in ferner Zukunft liegt. Schließlich ernähre ich mich nicht ohne Grund nur von Smoothies. Ich will einmal 110 Jahre alt werden, wie es die Menschen auf der Insel Okiwana tun. Ich habe mir eine Menge von diesen Menschen abgeschaut.
Trotzdem sind 110 Jahre auch kein richtig langer Zeitraum, wenn man bedenkt, dass es das Universum schon seit 13,6 Milliarden Jahren gibt und diese Erde erst seit etwas über einem Drittel dieses Zeitraumes um die Sonne kreist.
Wenn ich hinauf zu den Sternen schaue wird mir immer wieder klar, dass es vollkommen egal ist, wie viel Gemüse ich im Leben esse – meine Existenz wird nur ein Lidschlag sein, ein kurzes Aufleuchten in einem Meer aus Galaxien.
Aber das spielt für mich keine Rolle, denn aus meiner Perspektive ist das Leben viel mehr als nur mein Körper. Ich bin fest überzeugt, dass da noch mehr ist.
Das Leben, und besonders der Tod haben einen doppelten Boden. Leider werde ich viel zu selten Zeuge davon, wie es ist, wenn sich dieser Boden etwas anhebt und eine haarfeine Linie aus Licht zu mir heraufschimmert (ich habe es eigentlich erst einmal erlebt.)

Der Tod. Wie muss es sein, wenn er kurz bevor steht? Wenn es nur noch dreißig Sekunden zu leben gibt und man genau weiß: Jetzt ist es so weit. Gleich werde ich aufhören zu atmen, zu denken, zu fühlen. Dann ist alles aus. Oder zumindest ist es mit diesem Leben aus. Trotzdem möchte ich in einer solchen Situation sicher wissen, dass ich…

  • Ein sinnvolles Leben gelebt habe
  • Ein glückliches Leben gelebt habe

Beide Dinge sind für mich fest miteinander verdrahtet. Wer ein sinnloses Leben lebt, wird – meiner Meinung nach – niemals erfahren, was Glück ist. Umgekehrt funktioniert das Ganze allerdings nicht, denn wer ein unglückliches Leben führt, muss nicht unbedingt auch ein sinnloses Leben hinter sich haben.
Es ist möglich für ein höheres Ziel zu leben und es gab Tage in meinem Leben, die nicht sehr glücklich waren. Trotzdem waren sie sinnvoll.
Vor einiger Zeit ist mein Pferd mit mir durchgegangen und ich bin in hohem Bogen herunter geflogen. Dabei habe ich mir das Handgelenk zertrümmert (hier geht’s zum Artikel darüber). Die Wochen nach meiner Operation waren mit Sicherheit nicht sehr glücklich, denn ich bin die meiste Zeit nur ziemlich wehleidig durchs Haus geschlurft und habe der Zeit beim Verstreichen zugesehen.
Trotzdem war dieses Ausharren sinnvoll, denn wenn es das nicht gegeben hätte, könnte ich mir bis heute nicht ohne fremde Hilfe die Hose anziehen.
Doch bevor ich anfangen will über das Glück zu sprechen, möchte ich erst einmal eine gemeinsame Grundlage dazu schaffen. Diese Grundlage liefert mir der Philosoph Wilhelm Schmid, mit seinen drei Definitionen von Glück:

Zufallsglück

Das Zufallsglück beschreibt alle glücklichen Umstände, die uns im Leben zufall(en). Wenn ich z.B. im Rewe meine Traumfrau kennen lerne (sie sollte schwarz sein – oder zumindest karamellfarben – oder zumindest ganz hübsch auf irgendeine Weise), so habe ich selbst keine Anstrengung erbracht, um dieses Ziel zu erreichen. Die gute Dame ist mir einfach „zugefallen“ und wird zu meinem Lebensglück kostenlos beitragen. Natürlich kann das Ganze auch umgekehrt geschehen. Wenn ich morgen Durchfall bekomme, so habe ich einfach „kein Zufallsglück“ (oder Durchfallsglück) gehabt, sondern irgendein Napfkuchen hat mich gegen meinen Willen angesteckt. Um das Zufallsglück soll es in diesem Artikel nicht gehen, denn wir haben selbst kaum Einfluss darauf.
Wir können es natürlich „kitzeln“, so wie Schmid es beschreibt. D.h. wir können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass uns etwas Gutes passiert. Doch im Grunde haben wir keinen echten Einfluss.
Ich habe hierzu nur einen Tipp: Sei pessimistisch in deinen speziellen Erwartungen, aber optimistisch in deiner generellen Erwartung.
Damit meine ich: Wenn du dir einen tollen Partner wünschst, so erwarte nicht, dass du ihn heute kennen lernst. Aber erwarte, dass dir heute irgendetwas Gutes zufallen wird und dass du den Angebeteten in den nächsten Jahren treffen wirst.

Wohlfühlglück

Diese Art von Glück beschreibt alle guten Dinge, die du dir selbst tun kannst. Auf das Wohlfühlglück hast du also (im Gegensatz zum Zufallsglück) einen sehr großen Einfluss. Wenn du z.B. hart für eine Klausur lernst und gute Leistung erbringst, so wirst du dich danach wohl fühlen. Wenn du dir eine Flasche Wein kaufst und abends ein Glas davon trinkst ebenfalls. Für unser Wohlfühlglück können wir selbst und andere viel beisteuern.

Das Glück der Fülle

Das Glück der Fülle beschreibt die Annahme des eigenen Lebens im Ganzen. Um dieses Glück zu erleben, müssen wir Achtsam unser Leben betrachten und die ersten zwei Arten von Glück so annehmen, wie sie kommen. Wenn uns schlechtes passiert, gehört das genauso zum Leben, wie die guten Dinge. Es geht bei dieser Art von Glück um die Fähigkeit, sein Leben so anzunehmen, wie es ist. Mir geht es in diesem Artikel in erster Linie um das Glück der Fülle. Warum?
Weil ich eines Tages mit 110 Jahren und eingefallenen Wangen irgendwo herum liegen werde, im Kreise meiner Liebsten, und dann den Löffel abgeben muss. Und wenn das der Fall sein wird, so ist das Glück der Fülle das, was eigentlich zählt.

Ziele. Und wieso sie glücklich machen, obwohl sie nicht glücklich machen

Ja du hast richtig gelesen. Doch bevor du entrüstest aufhörst zu lesen, bitte gib mir zumindest eine Chance zu erklären, was ich meine.
Du brauchst in deinem Leben eins oder besser mehrere Ziele. Diese Ziele sollten sich so stark wie möglich voneinander unterscheiden, denn es kann gut passieren, dass du eins nicht erreichst und das soll dich ja nicht an die Schwelle irgendeiner Autobahnbrücke bringen.
Ein Kumpel erzählte mir vor kurzem, seine Psychologin habe ihm empfohlen sich das Leben, wie einen griechischen Tempel vorzustellen. Ein Tempel hat verschiedene Säulen, doch wenn eine oder zwei davon wegbrechen schadet das kaum. Der Tempel wird von den verbleibenden Stützen gehalten und es ist dann auch nicht so schwer die eine oder andere Säule wieder neu aufzubauen.
Aber unterschiedliche Ziele zu haben, ist auch noch aus einem anderen Grund sehr sinnvoll. Sie lassen dich nämlich zu einer komplexeren und interessanteren Persönlichkeit werden und das wiederum ermöglicht es dir deine Beziehungen zu anderen Menschen ganz anders zu gestalten. Darauf möchte ich erst später etwas eingehen.
Wie erkennst du also, ob ein Ziel, was du dir gesetzt hast gut ist? Es gibt, wie bei allen Dingen im Leben, die wirklich von Bedeutung sind kein Rezept, aber ein paar Ideen habe ich trotzdem:

  • Kreativität
    Gott schuf uns nach seinem Ebenbild. Wir haben also, im Gegensatz zu den Tieren, die Möglichkeit genau wie er Dinge aus dem „Nichts“ zu erschaffen. Ich denke mir z.B. gerne Geschichten aus und während ich schreibe, spüre ich wie die Ideen nur so aus meinem Hirn sprudeln. Dabei zittern oft meine Finger beim Tippen, denn ich bin selbst so gespannt, was als nächstes passiert. Und wenn meine Geschichte zu Ende ist, sitze ich mit klopfendem Herzen da und habe mich selbst überrascht.
    Kreativität ist der Schlüssel zu einem guten Ziel. Wenn du keine Kreativität benötigst, um dein Ziel zu erreichen, wird es dich vermutlich nicht lange glücklich machen. Das Tolle an dem digitalen Zeitalter, ist auch, dass Kreativität wichtiger ist als je zu vor.
    Der quartäre Sektor bringt täglich neue Jobs zur Welt, die von monotonen Puddingpersönlichkeiten nicht mehr gemeistert werden können. Und wenn du glaubst nicht kreativ sein zu können, dann gehe bitte kurz ins Badezimmer, schaue in den Spiegel und vergewissere dich, dass du wirklich ein Mensch bist. Denn jeder Mensch ist kreativ!
  • Talent
    Ein Ziel sollte deinen Fähigkeiten entsprechen. Wenn du z.B. so dünne Ärmchen hast wie ich, solltest du dir lieber nicht vornehmen einmal Weltmeister im Bodybuilding zu werden. Vor einigen Jahren habe ich mir ein Hantelset bei Amazon bestellt. Als die große Box mit den Gewichten in meiner Wohnung eintraf, habe ich bei dem Versuch das vermaledeite Ding in meine Wohnung zu tragen, fast meinen Dickdarm zur Welt gebracht.
    Und dann begann das Training. Grässliche dreißig Minuten. Und das alle zwei Tage, ein halbes Jahr lang. Ich wollte jemand sein, der ich nicht war.
    Heute habe ich die blöden Hanteln bei ebay Kleinanzeigen vertickt. So ein Schrank von Mensch hat sie abgeholt. Werde besser in dem, was du ohnehin gut kannst. Baue deine Talente auf, statt dich über deine Schwächen zu ärgern. Deswegen gibt es ja so viele Menschen. Weil jeder etwas anderes gut kann. 🙂
  • Lernen
    Auf dem Weg zu deinem Ziel solltest du etwas lernen. Ein Ziel, bei dem sich in deinem Hirn gar nichts tut, ist i.d.R. kein gutes Ziel. Vor ein paar Jahren hatte ich das Ziel ein Stipendium für ein Auslandssemester in Mexiko zu bekommen. Dafür musste ich mir innerhalb von sechs Monaten so viel Spanisch beibringen, um die B1 Prüfung zu bestehen. Ich habe jeden Tag gebüffelt und hatte am Ende Erfolg.
    Und das tolle bei Lernzielen ist, dass wir sie nie wieder verlieren. Der Bodybuilder muss alle zwei Tage hart trainieren, sonst verliert er seine Muskeln wieder. Wer aber etwas neues lernt, behält das Wissen viel länger und nach kurzer Auffrischung ist alles wieder da.
  • Herausforderung
    Letzen Endes sollte dein Ziel nicht zu simpel sein, dich aber auch nicht überfordern. Wenn du nach drei Tagen fertig bist, waren das bestimmt drei tolle Tage. Doch es ist ganz schön anstrengend sich immer wieder was Neues suchen zu müssen. Suche dir also etwas, woran du längere Zeit Spaß hast. Wieso das so wichtig ist, kommt jetzt.
  • Individualität
    Dein Ziel sollte nicht von irgendjemandem kopiert sein. Je individueller es ist, desto glücklicher wird es dich machen, denn desto besser entspricht es dem, der du bist. Niemand kann dich überholen, wenn du deinen eigenen Weg gehst. Natürlich sollten wir Vorbilder haben. Aber ein Vorbild kopieren zu wollen ist keine gute Idee. Wieso nicht? Weil du viel zu komplex bist, um genauso zu sein wie jemand anders. Werde, der du bist, indem du herausfindest, wofür du brennst. Wenn alles in dir zu lodern beginnt, wenn du an eine bestimmte Sache denkst, weißt du, dass du auf dem richtigen Weg bist.

Bevor ich etwas dazu sage, was mir hilft meine Ziele zu erreichen, möchte ich eine Warnung aussprechen: Es geht beim Glücklichsein durch Ziele nicht darum, Freude zu empfinden, wenn man sein Ziel endlich erreicht hat. Dieser von uns gewünschte Schub von Endorphinen bleibt nämlich leider aus.
Als ich klein war, habe ich einmal mit zwei Freunden eine Hütte im Wald gebaut. Wir haben uns bei jedem Wetter getroffen und Stöcke gesammelt, Baumstämme zersägt, Pläne gemacht und konnten kaum erwarten, wie es sein musste, wenn die Hütte endlich fertig war.
Manchmal habe ich nachts im Bett gelegen und musste allein bei der Vorstellung lächeln, wie es sein musste die Hütte zu betreten. Doch was geschah, als wir unser Ziel erreicht hatten?
Gar nichts geschah.
Es gab nichts mehr zu tun. In der Hütte herumzusitzen war viel zu langweilig und kurz darauf dachten wir nicht mehr daran. Und so war es danach immer.
Wenn ich ein Ziel erreicht hatte, ganz egal welches, ich habe mich danach nie tagelang in meinem Erfolg gebadet. Ich war für einen Wimpernschlag stolz darauf. Dann war es das.
Wie sagen wir Deutschen doch so schön? Die Vorfreude ist die beste Freude.
Und wie nennen die Spanier Erfolg? Richtig: Exito. Der Ausgang. Das war’s jetzt. Und dann?
Nichts dann.
Um meine Hypothese noch mal zu untermauern, vielleicht ein abschließendes Beispiel:
Vor einiger Zeit erschien ein Buch auf dem Markt mit dem tiefblickenden Namen Wishful drinking. Und für alle, die nicht so bewandert im englischen sind:
Wishful thinking, bedeutet nichts anderes als „Wunschdenken“. Der Titel des Buches nimmt diese Wendung mit einem Neologismus auf die Schippe.
Bei dem Buch handelt es sich um eine Autobiographie von Carrie Fisher. Schon als kleiner Junge war ich verliebt in sie und habe begeistert dabei zugesehen, wie sie mit Raumschiffen durch die Galaxis reiste. Fisher hatte alles. Sie war überdurchschnittlich intelligent, eine der besten Schauspielerinnen ihrer Zeit und wurde aufgrund ihrer seltenen Schönheit von allen Männern umschwärmt. Sie hatte erreicht, was ein Mensch nur erreichen konnte. Erfolg, Geld, Sex, Ruhm. Ein rundum sorglos Paket.
Doch was erwartete sie, als sie ganz oben angekommen war? Nichts anderes, als die Erkenntnis, dass es jetzt nur noch eine Richtung für sie gab. Da war nichts mehr zu toppen.
Carrie wurde alkohol- und drogenabhängig, und starb von schweren Depressionen getrieben an einem Herzanfall in einem Flugzeug. Ihr Blut war voll von Kokain, HTC und all dem anderen Scheiß von dem man als Mensch die Finger lassen sollte, wenn man glücklich sein möchte.
Was will ich damit sagen?
Ziele sind sehr wichtig. Sie zu erreichen ist ebenfalls wichtig.
Doch sie erreicht zu haben, macht niemals glücklich.
Eine asiatische Weisheit sagt: „Es gibt keine Straße zur Glückseligkeit, denn Glückseligkeit ist die Straße.“
Wenn du dir also Ziele setzt, so hab keine falschen Erwartungen an ihr Erreichen. Wenn du eine Nacht gefeiert hast, bleibt nämlich nichts als stumpfe Enttäuschung zurück. Und eine Jagd nach dem nächsten Trip beginnt.

Motivation

Wir erreichen Ziele also aus zwei Gründen:

  • Weil der Weg zu ihnen das Ziel ist.
  • Weil es sinnvoll ist, sie zu erreichen.

Wenn ich eine Prüfung endlich bestanden habe, so wird die Freude am Bestehen selbst recht schnell verflogen sein. Trotzdem kann die Prüfung den Rest meines Lebens sehr positiv beeinflussen, weil ich z.B. plötzlich Panzer fahren darf (okay – schlechtes Beispiel). Oder einen Krankenwagen. Das ist sinnvoll.
Doch es gibt noch einen dritten, tieferen Grund. Und dieser Grund ist es, der uns bei unserer Frage nach Glück einen großen Schritt weiter bringen wird.
Wir kommen dieser Sache dann auf die Schliche, wenn wir uns die Frage stellen, wieso wir uns überhaupt ein bestimmtes Ziel gesetzt haben. (Achtung: Diese Frage ist gefährlich und kann u.U. unglücklich machen)

Unsere Motivation, ein bestimmtes Ziel zu erreichen hat nämlich immer denselben Grund. Und dieser Grund sind Gefühle.
Dieter Lange schreibt in einem seiner Bücher, es gäbe nur zwei Gefühle, die uns Menschen motivieren. Das erste Gefühl sei Angst, das zweite Liebe.
Ich bin nicht sicher, ob er Recht hat, finde es aber einen guten Ansatz zum Nachdenken.

Vor einem Jahr war ich auf der Suche nach einem neuen Hobby und habe mir vorgenommen Tanzen zu lernen. Ich habe mich also bei einem Kurs an der Uni angemeldet und angefangen Salsa zu lernen.
Das Resultat: Es war einfach schrecklich!
In jeder Stunde habe ich in ein anderes, ziemlich gequält aussehendes Frauengesicht geblickt und mich gefragt, wieso ich mir das eigentlich antat.
Ja! Wieso denn eigentlich?
Denn ich bin schließlich immer wieder hingegangen und habe meine geliebte Komfortzone jede Woche so weit hinter mir gelassen, dass mir noch Stunden nach dem Tanzerlebnis das Grauen wie ein klebriger Klumpen im Magen drückte.
Aber ich wollte unbedingt Tanzen lernen. Diese Gewissheit hatte sich in meinem Hirn festgesaugt wie ein Parasit. Erst viel später lag ich im Bett und erkannte mit spiegelglatter Klarheit die eigentliche Ursache. Und die war Angst.
Angst wovor?
Angst davor, irgendwann einmal einsam zu sein.
Seit ich nicht mehr in die Uni gehe, treffe ich kaum noch neue Menschen. Ich habe vier sehr gute Freunde und meine Familie, aber das reichte mir nicht mehr. Ich wollte Kontakt zu neuen Menschen, so wie ich ihn in Mexiko gehabt hatte. Ich hatte Angst etwas zu verpassen und ich wollte natürlich mehr Möglichkeiten schaffen einmal eine passende Frau für mich zu finden.
Als mir das klar wurde, ging ich weiter zum Tanzen. Aber nicht mehr mit irgendwelchen Ausreden im Kopf, sondern mit dem Bewusstsein, wieso ich eigentlich tat, was ich tat.
Heute, ein Jahr später kann ich immer noch nicht Tanzen. Aber ich kann es zumindest besser, als noch vor einem Jahr und es macht mir wirklich großen Spaß (ich gehe nun wirklich hin, weil ich Tanzen lernen will, nicht weil ich nicht einsam sein will). Ich werde niemals bereuen, damit begonnen zu haben und ich kann jetzt überall auf der Welt neue Menschen kennen lernen, weil ich fünf Figuren und diesen komischen Grundschritt beherrsche. 🙂
Trotzdem: Es ist okay Dinge aus Angst zu tun. Aber sei dir immer über die Motivation bewusst, aus der du ein bestimmtes Ziel erreichen möchtest.

Die Macht des Versuchens

Kennt ihr die Simpsons? Ich liebe die Simpsons!
Und wisst ihr, wen ich am Besten finde? Maggie!
Für alle, die nicht wissen, wer Maggie Simpson ist:

Sie ist das Baby der Familie. Was fasziniert mich so sehr an ihr? Wer sie kennt, weiß, dass sie in fast jeder Folge durchs Bild robbt und es dann einen stumpfen Laut gibt, der etwa so klingt: Bumpf!
Maggy hat versucht zu Laufen und ist schon nach einem Schritt wieder auf den Schnuller gefallen. Doch sie versucht es immer wieder.
Das Faszinierende an Kindern ist, dass sie niemals aufgeben. Wenn sie etwas wollen, stört sie ein Fehlschlag gar nicht. Meistens weinen sie nicht einmal, wenn etwas schief läuft, sondern versuchen das Selbe noch weitere hundert Male. Ich habe z.B. auch noch nie von einem Kind gehört, was nach zweitausend Gehversuchen trotzig die Arme vor der Brust verschränkte und gesagt hat: „Also das mit dem Laufen ist nichts für mich. Das lasse ich jetzt mal fein bleiben.“
Solche Kinder gibt es nicht.
Interessanterweise verlieren die meisten Menschen diese Beharrlichkeit schon kurz nach der Einschulung. Als ich in der ersten Klasse nach fünf Versuchen zwei Zahlen zu subtrahieren nicht den gewünschte Erfolg erlebte, habe ich trotzig aufgegeben und es nur mit viel Konditionierung von Seiten der Lehrer fertig gebracht.
Wieso geben wir bloß immer so schnell auf, wenn wir etwas erreichen wollen? Was haben Kinder, was wir nicht mehr haben? Die Antwort ist einfach: Es interessiert Kinder nicht, was die anderen denken. Kindern ist nichts peinlich.
Sie sagen frei heraus, was sie denken und tun einfach, was sie tun wollen. Ich will hier nicht sagen, dass es nicht auch Vorteile haben kann, das sich das im Laufe der Jahre verändert. Ganz im Gegenteil. Ich bin sehr froh, dass ich nicht immer sage, was ich wirklich denke.
Doch Dinge zu versuchen und eine Niederlage in Kauf zu nehmen ist eine Fähigkeit, die ich mir in den letzten Jahren bitter zurück erobern musste.
Was hält uns eigentlich davon ab, Dinge die wir wollen immer wieder zu probieren? Gar nichts!
Es ist noch niemals ein Gesetz vom Himmel gefallen, was aussagt: „Wenn du nach dreihundert Versuchen immer noch scheiterst, wirst du es niemals schaffen.“
So etwas ist Unsinn, trotzdem glauben wir daran.
Etwas zu versuchen ist die beste Fähigkeit mit der wir Menschen auf die Welt kommen. Und es immer und immer und immer wieder zu versuchen ist ein unbezahlbares Gut.
Es gibt tatsächlich nur sehr wenige Situationen im Leben, in denen die Umstände uns vom Versuchen abhalten. Z.B. durfte ich in der Uni nicht öfter als 3x durch eine Prüfung fallen. Aber diese Beispiele sind marginal in der Welt.
I.d.R. können wir so viel und oft versuchen, wie wir wollen. Verloren haben wir erst, wenn wir aufgeben. Und zum Aufgeben zwingt uns niemand!
Wenn dir also etwas wirklich wichtig ist, dann versuche es so oft du möchtest. Du kannst nur gewinnen. Aber natürlich ist auch hier eine gewisse Weisheit geboten. Z.B. sollte man nicht sein gesamtes Geld im Casino verzocken, nur weil man diesen Tipp falsch versteht.

Zum Abschluss dieses Abschnitts noch ein wunderbares Gedicht von Schiller:

Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
von bessern künftigen Tagen;
nach einem glücklichen, goldenen Ziel
sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
sie umflattert den fröhlichen Knaben,
den Jüngling locket ihr Zauberschein,
sie wird mit dem Greis nicht begraben;
denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn,
erzeugt im Gehirne des Toren,
im Herzen kündet es laut sich an:
zu was Besserm sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
das täuscht die hoffende Seele nicht.

Beziehungen

Ich hatte in der Uni einmal eine Vorlesung. Theoretische Informatik. Es war der absolute Albtraum und der Horror eines jeden Studenten. Ich glaube ich musste in meinem Leben niemals danach wieder über so komplizierte Dinge nachdenken.
Trotzdem gibt es eine Sache, die noch viel komplizierter ist und mit der fast jeder, den ich kenne maßlos überfordert ist. Und das sind Beziehungen.
Beziehungen.
Kompliziert, nervig, frustrierend, anstrengend und –
das Wichtigste überhaupt.
Versteh mich nicht falsch. Ich spreche nicht nur über die Beziehung zwischen Mann und Frau, sondern über alle tieferen Beziehungen, die es gibt. Also die Beziehung, die du zu deinen Eltern, deinen Geschwistern und engen Freunden hast.
Alle oberflächlichen Kontakte haben zwar auch ihren Stellenwert, aber darüber spreche ich nicht.
Das einzige, was ich an dieser Stelle dazu sagen möchte, ist, dass oberflächliche Beziehungen heutzutage beliebter sind als je zuvor. Und zwar genau deswegen, weil tiefere Beziehungen eben genau mit den Adjektiven verbunden sind, die ich oben aufgezählt habe. Der Versuch diesen Verwirrungen zu entgehen, endet dann leicht darin, dass Menschen einfach nur noch oberflächliche Beziehungen haben. Aber das ist leider keine langfristige Lösung, um wirklich so zu leben, wie es einmal vorgesehen war.
Wenn du also beim Tanzen gehen oder Fußball spielen deine Gruppe von Leuten hast, ist das bestimmt super. Aber wenn unter diesen Menschen kaum jemand ist, dem du näher stehst, reicht das leider nicht.
Aber warum sind Beziehungen so kompliziert? Wieso schaffen Menschen es nicht in Frieden miteinander zu leben? Wieso liegt diese Welt im Chaos und wieso gibt es kaum noch intakte Familien? Ich will als erstes dieser Frage nachgehen, bevor ich mich frage, wie wir unsere Beziehungen i.a. verbessern können.

Emotionale Gesundheit

Emotional gesund zu sein ist eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Voraussetzung für gute Beziehungen. Denn wer emotional gesund ist, gibt alles und verzeiht fast alles.
Was genau bedeutet emotionale Gesundheit?

Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung und wird bald fortgesetzt….